»Myricals«, 2015 – 2017
Kraftorte als Spiegel des Inneren
»In dieser Serie werden Landschaften mittig gebrochen und wie im Rorschachtest sich selbst gegenübergestellt. Es sind Darstellungen von Wäldern, Bergen und Feldern – Bilder von draußen. Orte, die man sich in Auszeiten annähert, um einen Abstand zum eigenen Alltag zu bekommen. Kraftorte.«
»Die Kamera wird hier zu einem Werkzeug, das wie ein Schatzkästchen die besonderen Momente von Licht und die entsprechende Stimmung einfängt. In den Spiegelungen entstehen neue Räume, sakral anmutende Kompositionen. Diese doppelte Perspektive hebt die Landschaften in eine surreal erscheinende Dimension, wie eine geheimnisvolle Vision. Himmel und Erde treten in eine neue Beziehung zueinander und lassen etwas Heiliges erahnen.«
»Die monumentalen Strukturen, die durch die symmetrische Darstellung entstehen, verstärken den Eindruck einer anderen Wirklichkeit. Die gespiegelten Lichteinflüsse erzeugen eine Atmosphäre, die ein Gefühl eines Mysteriums heraufbeschwört. Bei der Betrachtung entstehen neue Räume des Denkens, die auch den eigenen inneren Raum betreffen. Die gespiegelten Landschaften berühren etwas im eigenen Inneren, das neu entdeckt und bespielt werden will. Sie regen dazu an, die eigene Perspektive auf die Welt zu hinterfragen und sich auf ungewohnte Sichtweisen einzulassen. Es ist eine Erkundung der Natur sowie des eigenen Selbst in einem transzendentalen Dialog. «
Veronika Fischer, Journalistin – Autorin – Texterin
»In den Schneezeichnungen sahen wir, wie das Kleine ganz groß wurde. Es geht aber auch umgekehrt: „Fundstück“ lautet der Titel der Aufnahme einer mächtigen Gebirgsformation, die sich aber durch die Spiegelung vollständig verwandelt hat. Oftmals leben die Bilder der Künstlerin auch vom Spiel mit dem Titel und unser „Fundstück“ könnte eine Druse sein, also ein Gestein mit einem Hohlraum, in dem sich verschiedenste Kristalle befinden.«
»… Die Künstlerin setzt also etwas in Szene, das zwar real existiert, aber eben nicht in der auf der Fotografie dargestellten Form. Sie unterhöhlt damit den Authentizitätsanspruch ihres Mediums und fordert uns durch Irritationen und Täuschungen dazu heraus, ganz genau hinzusehen.«
»Eine Umformung der Wirklichkeit findet auch im Bild „Fremde Erwartung“ statt. Filigran fügen sich die Stämme im Zentrum des Bildes zu einer torähnlichen Situation, der Waldboden ist wiederum nach oben gewandert und der Himmel wird Horizont. So hat sich das uns vertraute Raumgefüge wie ein Handschuh umgekehrt und dabei ist etwas immens Magisches entstanden.«
»Diese Magie übersteigt die Wirkung des ursprünglichen Bildmaterials bei weitem und lässt uns massiv am – immer noch implizierten – Dokumentationscharakter des fotografischen Bildes und damit an der Realität zweifeln. So thematisieren die Aufnahmen der Künstlerin nicht zuletzt auch die Grenze zwischen dem Realen und dem Virtuellen und führen uns vor Augen, dass es keine Wirklichkeit außerhalb der des Bildes geben kann. Nur das Bild selbst ist die Wirklichkeit.«
Dr. Antje Lechleiter, Kunsthistorikerin