»UnSchuldig«, 2017

22 Künstlerinnen der GEDOK Freiburg bespielten in dem Projekt »KnastKunst« die 15 Zellen und den Warteraum des ehemaligen Frauengefängnisses in Freiburg. Das aus den 1850iger Jahren stammende Gebäude diente vor seinem Abriss als Weibergfängnis (im 19. Jahrhundert) und ab dem 21.Jh. als Untersuchungshaft für Männer.

Die Künstlerinnen befassten sich in den authentisch vorgefundenen Zellen auf unterschiedlichste Weise mit dem Gefangen sein.
In Zelle 14 errichteten Veronika Grüger & Sandra Simone Schmidt die Installation »UnSchuldig«.

Sandra Simone Schmidt arbeitet hier mit QR Codes, die sie gleich einem X-förmig angeordneten menschlichen Körper auf Boden und Wand anordnet. »X steht für durchgestrichen, der menschliche Körper mit erhobenen Armen symbolisiert Wehrlosigkeit«, das rot/weiße Absprerrband … hingegen kennzeichnet die Zelle als »Tatort Justizirrtum« (Schmidt).

Hinter den QR-Codes verbergen sich Berichte über unschuldig verurteilte Häftlinge.

Übereck bespielt Veronika Grüger die beiden anderen Zellenwände. Sie beschäftig sich nicht mit konkreten Begebenheiten, sondern dem Gefühl der Ohnmacht und Ausweglosigkeit. Neben den streng grafischen Elementen bringt sie hier ein Element aus der Natur ins Spiel. Die, in ihrer Breite, wandfüllende Fotoplane gleicht einer Fortsetzung des Fenstergitters. Dieses der Natur entnommene, also ursprünglich der Freiheit entlehnte Bild, zeigt uns die unendlich tiefe und in Düsternis versinkende Weite eines Waldes.




Im gegenügerliegenden, in der Wand einzementierten, Spiegel fängt sich das Spiegelbild dieses Waldes und lässt ihn auf diese Weise noch unausweichlicher und allgegenwärtiger wirken:
Der Spiegel ist mit den Worten »UnSchuldig«, »ZWANGsHAFT«, »einGesperrt« versehen. Sowohl in ihren Wortspielen als auch dem Schriftbild bezieht sich Grüger hier auf die QR Codes von Schmidt.

Je nach Standort zeigt sich dem Betrachter im Spiegel ein anderes Bild: Frontal betrachtet sieht er sich selbst inmitten der Endlosigkeit dieses dunklen Waldes gefangen. Ein Wald dessen Boden auf den Kopf gestellt wurde und so jedes Entkommen in die unendlichen Weiten des Himmels verwehrt.
Beim Blick in den Spiegel ist das eigene Gesicht unausweichlich durch die implizierten Worten gezeichnet, der Berachtende also mit Ihnen verbunden, mehr noch konfrontiert und gedanklich gefangen.
Schaut der Betrachter seitlich in den Spiegel verschmelzen die verschiedenen Raumelemente miteinander.
Die Arbeit der beiden Künstlerinnen tritt also kreuzweise in Beziehung und verbindet sich entgültig in den Bildern des Spiegels, die unmittelbar zu dem Betrachter sprechen und ihn emotional einspinnen in der Unausweichlichkeit dieser Realitäten.


