Veronika Grügers vera ikon-Bilder

»Veronika Grüger führt auf Ihrer Webseite den Begriff »vera ikon« als Adresse an. Doch was ist ein »wahres Bild«? In der Bildtheologie der östlichen Orthodoxie ist es ein heilendes Bild, das nicht von Menschen geschaffen wurde. Nun sind die Bildserien, für die sich Grüger, je nach Thema und Gehalt, immer wieder neu angemessene Techniken, Formen und Gestaltungsweisen aneignet, zweifelsfrei von der Künstlerin selbst gestaltet – und doch eignet ihren Fotografien, gestickten Bildern, farbigen Zeichnungen, Drucken, Plastiken und Papierarbeiten eine eigentümlich ernste Melancholie und Nachdenklichkeit, die uns eine andere Welt, eine andere Achtsamkeit und Wahrnehmung der Dinge und der Menschen vor Augen stellt. Meist steigert sie diese Wirkung zusätzlich, indem sie ihre Arbeiten sehr bewusst in besonderen Räumen präsentiert und zu bühnenartigen, dabei ruhigen Installationen verdichtet. Dabei ist Veronika Grüger professionell genug, uns nie mit bloßen Illustrationen einer besseren Welt zu behelligen. Ihre Werke sind empfindsam, nie sentimental. Nein, ihre Arbeiten machen den Akt des Sehens, die Art und Weise wie wir auf die Welt und die Menschen schauen, als Potential zum eigentlichen Thema ihrer Kunst. Mit ihren fotografischen Spiegelungen, ihren handgestickten, fortlaufenden Geschichten auf Küchenhandtüchern, die sowohl von vorn wie von der Rückseite »gelesen« werden können, mit ihren inneren Landschaften, ihren Mandala-ähnlichen Mustern und Bildern des Waldes, die wie Kirchenschiffe wirken, aber auch mit ihren sich drehenden und windenden Figuren und ihren ortsbezogenen installativen Räumen erzeugt Grüger Zeichen und Orte einer anderen, gesteigerten Wahrnehmung. Sie sind persönlich, wollen aber auch wirken, indem sie uns auf uns selbst verweisen: auf unseren Umgang mit uns selbst, gegenüber unseren Mitmenschen und mit der uns umgebenden Natur.«

© Christoph Bauer